Häufige Irrtümer über Elektrofahrzeuge
Vor 2008 war die Leistung von Elektrofahrzeugen noch nicht sonderlich beeindruckend. Reichweite und Batterieleistung waren zu niedrig, das öffentliche Ladenetzwerk war noch nicht vorhanden und Elektrofahrzeuge waren in der Anschaffung deutlich kostspieliger als Benziner oder Dieselfahrzeuge. Doch all das ist zum Glück längst nicht mehr der Fall.
Moderne Elektrofahrzeuge können jedem Verbrenner das Wasser reichen: von der schnelleren Beschleunigung bis hin zu den geringeren laufenden Kosten. Und sie bieten noch viele weitere Vorteile, auf die wir gleich näher eingehen werden.
Doch da sich die neue Technologie so schnell entwickelt hat, bestehen heute allerlei Irrtümer über Elektrofahrzeuge –
Irrtümer, die wir heute richtigstellen werden.
Legen wir los …
Die Reichweite von Elektrofahrzeugen ist nicht ausreichend
Frustrierenderweise ist dieser häufige Irrglaube über aktuelle Elektrofahrzeuge auch der Hauptgrund, warum viele Menschen den Wechsel nicht wagen.
Die Angst vor zu niedriger Reichweite ist die häufigste Sorge: Selbst Menschen, die gar keine langen Fahrten unternehmen, sehen in diesem Punkt einen wichtigen Faktor beim Kauf eines Elektrofahrzeugs.
Doch Tatsache ist, dass unterschiedliche Elektrofahrzeuge auch unterschiedliche Reichweiten bieten – und auf dem Markt gibt es zahlreiche verschiedene Elektrofahrzeuge.
Während die durchschnittliche Autofahrt in Frankreich weniger als 37, in Deutschland weniger als 33 und in Spanien sogar weniger als 29 Kilometer beträgt, liegt die durchschnittliche Reichweite eines Elektrofahrzeugs bei 354 Kilometern! Sofern du also nicht von Köln nach Amsterdam pendelst, ist die Reichweite kein Grund, den Wechsel zum Elektrofahrzeug aufzuschieben.
Wenn du dein Elektrofahrzeug für lange Arbeitswege und Fahrten durchs ganze Land brauchst, dann wähl ein Modell mit höherer Reichweite aus. Wenn du es jedoch nur für kurze oder lokale Fahrten brauchst, dann kannst du dich stattdessen für ein Modell mit weniger Reichweite entscheiden – und damit sinkt auch der Kaufpreis.
Die Batterien von Elektrofahrzeugen müssen alle paar Jahre ausgetauscht werden
Da die meisten Elektrofahrzeuge mit einer Lithium-Ionen-Batterie betrieben werden, gehen viele Menschen fälschlicherweise davon aus, dass diese Batterien alle drei bis fünf Jahre ausgetauscht werden müssen (wie bei einem Smartphone). Doch das hat mit der Realität nichts zu tun.
Die Batterien von Elektrofahrzeugen halten erstaunliche 10 bis 20 Jahre, bevor sie ersetzt werden müssen. Lass das erstmal wirken: 10 bis 20 Jahre.
Wir können zwar nicht versprechen, dass die Batterie bis zum 20. Jahr volle Leistung bringt, aber die meisten Elektrofahrzeuge umfassen zumindest eine Garantie über acht Jahre. Wenn die Kapazität der Batterie also unter 70 % fällt, wird sie kostenlos vom Hersteller ersetzt.
Wusstest du, dass die durchschnittliche Batterielebensdauer in Benzinern oder Dieselfahrzeugen nur drei bis fünf Jahre beträgt? Also wie bei einem Smartphone – verrückt, oder? Die Garantien von Elektrofahrzeugen unterscheiden sich je nach Modell und Hersteller. Kläre diese Details also vor dem Kauf mit deinem Händler ab.
Elektrofahrzeuge sind teurer als Benziner oder Diesel
Bei Neuwagen? Sind die Kosten ungefähr gleich.
Bei Gebrauchten? Sind die Kosten in der Tat etwas höher.
Aber was die laufenden Kosten angeht? Da sind Elektrofahrzeuge deutlich günstiger.
Der Kauf eines neuen Autos kann viel Geld kosten – egal, ob Elektrofahrzeug oder nicht. Und während sich der Gebrauchtwagenmarkt für Elektrofahrzeuge immer weiter entwickelt, wollen viele Autofahrer*innen mittlerweile lieber leasen als kaufen.
Doch lass dich beim Abwägen der Vor- und Nachteile von Kauf und Leasing nicht von deinen bisherigen Gewohnheiten beeinflussen: Wenn du noch nie geleast hast, ist jetzt vielleicht der richtige Moment, darüber nachzudenken. Anstatt eine große Summe zu bezahlen, um ein Fahrzeug zu besitzen, kannst du monatliche Raten (in vereinbarter Höhe) bezahlen und das Elektrofahrzeug nach Ende des Leasingzeitraums wieder zurückgeben.
Lies dir immer das Kleingedruckte durch, wenn du einen Leasingvertrag unterzeichnest: Die meisten von ihnen umfassen jährliche Kilometergrenzen (beispielsweise 16.000 km/Jahr) und schreiben vor, in welchem Zustand sich das Fahrzeug bei Rückgabe befinden muss.
Und wenn du Geld sparen willst, dann bist du bei Elektrofahrzeugen richtig, da die laufenden Kosten hier deutlich niedriger ausfallen als bei Verbrennern. Um es einmal in Zahlen auszudrücken: Du wirst im Vergleich ungefähr 550 €an laufenden Kosten pro Jahr sparen. Das beinhaltet Tank- bzw. Ladekosten, Kfz-Versicherung, Reparaturen, Service, Parkgebühren/Zulassungen – im Grunde alles, was ein Fahrzeug straßentauglich macht.
Elektrofahrzeuge sind unpraktisch, wenn man zu Hause keinen Ladepunkt hat
Wenn wir 2007 hätten, würden wir zustimmen – aber heute, 17 Jahre später, steht ein zuverlässiges öffentliches Ladenetzwerk bereit. Du brauchst also zu Hause keinen Ladepunkt, um ein Elektrofahrzeug zu besitzen.
Mit der wachsenden Nachfrage und der immer stärkeren Verbreitung von Elektrofahrzeugen in ganz Europa finden sich immer häufiger öffentliche Ladepunkte bei Supermärkten, Fitnessstudios und Tankstellen.
Die Einführung von Ladestationen an öffentlichen Straßen hat das Thema Elektrofahrzeuge für Menschen in Mietwohnungen und Reihenhäusern revolutioniert: Anstatt zu laden, bevor sie nach Hause fahren, können sie einfach auf ihrer Straße oder irgendwo in der Nähe laden.
Von langsam zu schnell, von schnell zu ultraschnell – es gibt öffentliche Ladestationen für jede erdenkliche Geschwindigkeit. Selbst wenn also dein lokaler Ladepunkt ausfällt, ist der nächste nie weit entfernt.
Du glaubst uns nicht? Dann schau auf der Karte von Electroverse nach, wie nahe deine lokalen Ladepunkte sind.
Elektrofahrzeuge sind langsamer als Benziner oder Diesel
Du glaubst, du musst Benzin verbrennen, um Topleistung zu erreichen? Das war einmal.
Elektrofahrzeuge bieten im Allgemeinen eine bessere Beschleunigung als Benziner oder Diesel, da sie sofort das volle Drehmoment erreichen. So erreichen sie schneller mehr Leistung, und das auch noch effizienter. Verbrenner können das volle Drehmoment nur dann erreichen, wenn der Motor hochtourig läuft (wodurch auch mehr Kraftstoff verbrannt wird).
Elektrofahrzeuge können die maximale Leistung erreichen, ohne die Gänge durchzuschalten, da sie kein Schalt-, sondern ein Ein-Gang-Getriebe nutzen. Und zu guter Letzt verhindert dieses Ein-Gang-Getriebe Unterbrechungen beim Beschleunigen. Doch es gibt auch einen Kompromiss: Die maximale Geschwindigkeit liegt bei 180 km/h. Aber das ist immer noch ziemlich schnell, wenn du uns fragst.
Es dauert lange, Elektrofahrzeuge zu laden.
Das Laden von Elektrofahrzeugen hängt von einigen Faktoren ab: dem Fahrzeugmodell, dem Anschlusstyp und der -geschwindigkeit sowie der gewünschten Ladekapazität. Und so gern wir es auch verneinen würden, ist es leider wahr: Die Ladedauer kann sich je nach Ladestation, Situation und Elektrofahrzeug unterscheiden.
Doch hierzu ein Beispiel: Wenn du einen Nissan Leaf (40-kWh-Batterie) zu Hause an einem 7-kW-Ladepunkt „volltanken“ willst, muss er wahrscheinlich ungefähr sechs Stunden lang laden. Wenn du jedoch einen Schnellladepunkt nutzt, reduziert sich die Zeit auf bis zu 60 Minuten!
Mehr dazu erfährst du in unserem Blog: Anschlüsse und Ladegeschwindigkeiten von Elektrofahrzeugen.
Elektrofahrzeuge können nicht im Regen geladen werden
Wir sehen ein: Wenn es um Strom und Wasser geht, kann man schonmal durcheinanderkommen.
Doch Elektrofahrzeuge können absolut sicher im Regen geladen werden.
Dank der strengen Sicherheitsanforderungen, die die Elektrik neuer Fahrzeuge erfüllen muss, lassen sich Elektrofahrzeuge problemlos im Regen laden – egal, ob im warmen Sommer oder im kalten Winter.
Elektrofahrzeuge können weder abschleppen noch abgeschleppt werden
Wie die meisten Autos auf der Straße dürfen auch Elektrofahrzeuge mit einer EU-Typgenehmigung andere Fahrzeuge abschleppen, sofern deren Gewicht nicht die Anhängelast übersteigt.
Bei einem BMW iX3 liegt die maximale Abschleppkapazität beispielsweise bei 750 kg (gebremst).
Bei einem Polestar 2 Long Range Dual Motor sind es 1.500 kg und bei einem Audi e-tron 1.800 kg.
Die Abschleppkapazität unterscheidet sich also je nach Elektrofahrzeug, weshalb du vor dem Abschleppen stets in den Spezifikationen nachsehen solltest. Vielleicht verfügt dein Fahrzeug gar nicht über eine Typgenehmigung!
Wenn es darum geht, abgeschleppt zu werden, wird die Sache etwas spannender …
Elektrofahrzeuge haben keinen neutralen Gang. Das heißt, die Räder sind jederzeit mit dem Motor verbunden – diese Fahrzeuge können also nicht angehoben und auf zwei Rädern gezogen werden.
Vor einigen Jahren stellte diese Tatsache ein echtes Problem für Pannendienste dar. Die Lösung? Eine Abschleppung, bei der alle vier Räder angehoben werden. So können Elektrofahrzeuge mit einer entsprechenden Plattform vollständig angehoben und sicher abtransportiert werden. Du musst dir also keine Sorgen machen, dass du bei einer Panne feststeckst.
Die Produktion von Elektrofahrzeugen erzeugt mehr CO2, als sie am Ende auf der Straße sparen
Um es einmal ganz deutlich zu sagen: Rein elektrische Fahrzeuge sind besser für die Umwelt.
Nach aktuellem Stand erzeugt der Transport ein Fünftel der gesamten CO2-Emissionen in Europa – 72 % davon stammen von Straßenfahrzeugen und Abgasen. Rein elektrische Fahrzeuge sparen also massenweise CO2-Emissionen gegenüber Verbrennern – und das ist ein riesiger Vorteil für die Umwelt.
Aber wir wollen auch nicht den Elefanten im Raum ignorieren: Ja, die Produktion elektrischer Fahrzeuge erzeugt derzeit mehr Kohlenstoff als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Rund die Hälfte der Emissionen, die bei der Produktion von Lithium-Ionen-Batterien entstehen, stammen von dem Strom, mit denen sie gefertigt werden – und der wird im Allgemeinen noch mit fossilen Brennstoffen erzeugt.
Und auch wenn sich die Produktion von Elektrofahrzeugen derzeit rasant weiterentwickelt, steckt sie noch in den Kinderschuhen – im Gegensatz zu Verbrennungsmotoren, bei denen Unternehmen 134 Jahre Zeit hatten, um die Produktion zu optimieren.
In Teslas Gigafactory werden Batterien beispielsweise mit 100 % erneuerbaren Energien hergestellt, was die Emissionen aus der Produktion deutlich verringert.
Noch ist Tesla der einzige Hersteller, der so stark auf erneuerbare Energien setzt. Doch da derzeit auch andere Anbieter planen, diesen Ansatz zu verfolgen, sollten die Produktionsemissionen in Kürze zurückgehen.
Doch auch wenn die Produktion von Elektrofahrzeugen derzeit mehr CO2 erzeugt, ist entscheidend, dass dieses Plus nach weniger als zwei Jahren Fahrzeit ausgeglichen wird. Über die gesamte Lebensdauer eines Elektrofahrzeugs werden 70 % weniger CO2 ausgestoßen als bei einem Benziner oder Diesel
Fühlst du dich nun gut informiert oder fehlt dir noch etwas? Sag uns deine Meinung.
Du möchtest noch mehr wissen? Im Bereich Electroverse Community auf unserer Website findest du weitere Informationen zum Thema Elektrifizierung.